Und fertig. Wieder einen gefinisht. Der Würzburger Marathon ist Geschichte. Doch spulen wir auf den Vortag des Laufs zurück. In Würzburg lässt es sich aushalten. Eine tolle Innenstadt zum Flanieren. Für mich ist dabei auch die Anzahl an Eisdielen wichtig und die fällt in Würzburg nicht zu knapp aus. Erstmals konnte ich Safran-Pistazie kosten. Kreativ. Doch leider hört es sich sehr viel besser an, als dass es geschmeckt hat. Des Weiteren stand ja noch die Entscheidung zwischen Residenz und Festung im Raum. Die Würfel sind für die Festung gefallen. Zur Festung hin gibt es einen schönen Fußweg über die Weinberge. Da ich jedoch einen Marathon vor mir hatte habe ich die Autovariante gewählt. Von der Festung hat man einen wundervollen Ausblick über Würzburg, der zu einem Picknick einlädt. Die Festung selbst sieht von Nahem jedoch nicht ganz so spektakulär aus. Ähnliches galt auch für die „Marathon-Messe“. Die war mit einer Hand voll Ständen schnell besichtigt. Lediglich die leckere Pasta hat einen länger in der Halle gehalten. Dennoch, dass Sightseeing am Vortag war recht schön. Nach einer unruhigen Nacht (die gehört zum Startpaket unweigerlich dazu) galt es dann sich an den Start zu begeben.
Der Startbereich ist bewusst etwas enger gehalten. So ergab sich eine tolle Kulisse, mit reichlich Startern und interessierten Zuschauern. 3, 2, 1, Peng und Konfetti. Los ging es. Wie gewohnt, verhalf das Adrenalin dazu die Pace auf den ersten Kilometern gut zu halten. Es ist mir trotzdem gelungen mein Tempo zu zügeln und nur die kleinen Bergab-Passagen etwas schneller zu laufen. Leider habe ich erneut mit einem mittlerweile nicht mehr unbekannten Monsterchen zu kämpfen gehabt. Nein, der „Mann mit dem Hammer“ wartet erst ab 30+ km. Dieses hat sich in letzter Zeit fester in meine Laufhose verbissen. Ich nenne es daher den „Kilometerfresser“. Es sorgt für zusätzliche Laufmeter. Je mehr Meter, desto anstrengender der Marathon und vor allem desto langsamer die Zielzeit. Der Kilometerfresser ernährt sich von Zusatzmetern. So wird aus einem Fresserchen eine ausgehungerte Fressmaschine. Nach dem ersten Kilometerschild, verhalf mir das bis dato kleine Monsterchen schon zu zusätzlichen 50 m. Nicht viel? Dann mal für 42 km hochrechnen (Spoiler: es wären dann 2,1 km mehr!). Egal wie sehr ich mich um eine Ideallinie bemühte, das Monsterchen hielt wohl stets seine Hände vor meine Augen, so dass ich sie häufiger verlies. Zum Glück, habe ich meine Pace ja so gewählt, dass ich einen zeitlichen Puffer hatte. Die Strecke selbst war toll. Wie bereits im vorherigen Beitrag geschrieben bestand sie ja aus zwei 21 km-Runden. Auf einer Runde gab es immer wieder ein paar Bergab-Passagen, an denen man zu Atem kommen oder ein paar Zusatzsekunden herauslaufen konnte. Bergab heißt aber auch bergauf. Der Bergauf-Teil war jedoch nur sehr selten wahrnehmbar. Entlang des Mains sorgten im zweiten Rundenviertel Büsche und Bäume für schattige Abschnitte. Bei der Rückkehr zur Innenstadt (ca. 14 km) bemerkte ich schon, dass der Lauf anstrengend werden würde. Das letzte Viertel hatte etwas von einer Sightseeing-Tour, das einen an den meisten Sehenwürdigkeiten Würzburgs entlangführte und deshalb auch recht kurzweilig war. Dann war es soweit. Die Hälfte war bei 1:36 h geschafft. Aber moment. Laut meiner Pace sollte ich eigentlich 1-2 min schneller sein? Na klar. Der Kilometerfresser. Schon fast 400 m zusätzlich. Meiner Moral war das nicht ganz so zuträglich. An dieser Stelle hat es sich dann auch angekündigt. Das Wetter wurde wärmer, der Lauf anstrengender und die Zusatzmeter sammelte ich ein wie Erdbeeren auf dem Feld. Bei Kilometer 28 war es dann klar. Meine erhoffte Zielzeit werde ich bei diesem Marathon nicht erreichen. Selbst wenn ich die Zähne ganz fest zusammenbeißen würde, so würde ich allein wegen dem Kilometerfresser die 3:12 h nicht knacken. Der Mann mit dem Hammer hakte sich dann zusätzlich bei mir ein. Die zahlreichen Verpflegungsstände sorgten jedoch dafür, dass ich ihn zumindest immer wieder zur Seite schupfen konnte. Das Gehen an den Ständen, um mir mehrere Becher Wasser äußerlich und innerlich zuzuführen, kostete dennoch Zeit. Die letzten Kilometer in der Innenstadt waren dagegen ganz schön. Man bekam Laola-Wellen und wurde mit seinem Namen (der Stand auf der Startnummer) direkt angefeuert. Zwar war ich erheblich langsamer, als zu Beginn, der große Riesenhänger blieb aber durch die Unterstützung aus.
Bei 3:25.17 h lief durch das Ziel. Laut Veranstalter 42,2 km. Meine Laufuhr zeigte mir jedoch auch, dass sich mein blinder Passagier, der Kilometerfresser, nicht sehr artig verhalten hatte. 950 weitere Meter trugen ordentlich (zeitlichen) Balast mit sich. Doch das soll keine Entschuldigung sein. Mein Lauftag und meine Vibes waren diesmal einfach nicht die besten. Es hat diesmal nicht alles zusammengepasst. Dennoch ist das immerhin meine drittbeste Zeit, die ich bisher gelaufen bin. Es aus dieser Sicht zu sehen, fällt mir allerdings noch schwer. Ein Marathon ist aber eben ein Marathon. Deshalb ist diese Distanz so aufregend und spannend. Es kann so viel passieren. Das Rennen kann sich in so viele Abschnitte unterteilen. Man muss unweigerlich mit sich ringen und darf sich dann über die erreichte Finisher-Medaille durchaus freuen. Die 3:12 h zu knacken wird weiter auf meiner Agenda bleiben, jedoch werde ich wohl erstmal wieder ein paar Marathons bestreiten, die mehr als nur 42 km bieten. Der Medoc-Marathon mit seinen Weinständen passt da gut hinein. Berg- oder Ultramarathons stehen ebenso hoch im Kurs und bescheren mir ein wärmeres Bauchgefühl, als momentan ein schneller Stadtmarathon. Mal sehen, wohin die nächsten Anmeldegebühren überwiesen werden. Die nächsten Tage bleiben die Laufschuhe noch im Schrank und dürfen ausmüffeln. Doch danach wird dem Ziehen und Kitzeln im Bauch nachgegeben und wieder Trainingsmeter für das nächste Abenteuer gesammelt. Haltet euren Kilometerfresser auf Diät und habt viel Spaß beim Joggen. Bye bye!
Schreibe einen Kommentar