Letztes Wochenende, am 5. Mai, war es so weit. Meine letzte lange Trainingseinheit stand in Form des „Wings for Life“-Worldrun an. Schon einmal vorweg: Es war ein tolles Event. Mit über 13.000 Teilnehmern allein in München war ein gute Atmosphäre im Münchner Olympiapark vorprogrammiert. Auch ansonsten stellte der Worldrun einen neuen Teilnehmerrekord auf: über 260.000 LäuferInnen. Wahnsinn. An der Olympiahalle angekommen galt es dann zunächst einmal die Unterlagen und das Runner-Shirt zu holen und sich im Anschluss die Gegend mit meiner Unterstützung anzusehen. Ein paar Pommes fanden auch den Weg in meinen Bauch.



Eine Stunde vor dem Startschuss habe ich mich dann warm gemacht. Dreißig Minuten vor dem Start galt es dann schon sich in seinem Startblock zu begeben. Dies fühlte sich zum ersten Mal etwas komisch an, denn ich startete ganz vorne. Bei den Profis. Bei den Favoriten (auch auf den Gesamtsieg). Zusammen mit Florian Neuschwander (M Gesamt #6), Max Rahm (M Gesamt #5) und Ingalena Schömberg-Heuck (W Gesamt #3). Sehr cool. Letztere fachte alle Läufer vor dem Start sogar noch zu einem Warm-Up an. Da wollte ich dann aber auch, dass ich mir diesen Platz verdiene. Der Ehrgeiz war geweckt. Die zum Ziel gesetzten 34 km mussten auf jeden Fall gehen. Insgesamt waren die deutschen Starter sehr erfolgreich. Jeweils drei Läufer waren bei den Damen, als auch bei den Herren weltweit unter den Top10.
Fünf Jäger in Tracht ließen es dann mit ihren alten Flinten krachen und eröffneten das Rennen. Kurz davor war ich mir unsicher, ob ich noch etwas Langes anziehen sollte oder nicht. Ich entschied mich dagegen und kam mir nicht mal einen Kilometer nach dem Knall der Schützen etwas veralbert vor. Es fing an zu regnen. Aber zum Glück nur leicht und kalt wurde es dadurch auch nicht. Also eigentlich genau mein Wetter. Mein Trainingsplan forderte mich für heute auf 35,8 km bei einer Pace von 5:01 min/km zu laufen. Mein Ziel war es die 34 km zu knacken, wozu 4:40 min/km nötig waren, bevor mich das Catcher-Car einholte. Mein Ego brachte mich jedoch dazu die ersten 10 km mit 4:24 min/km anzugehen. Diese vergingen wie im Flug. Kaum dass ich auf die Uhr gesehen habe, lag der nächste Kilometer schon wieder kurz vor mir. Ich lief also wie ein Anfänger. Viel zu schnell. Von mehr Leuten überholt zu werden, als man sich selbst schnappte war nicht angenehm. Nach dem siebten Kilometer verließen wir den Park und tingelten vielleicht noch weitere 5 km durch München bis wir dann die Vororte unsicher machten. Highlights waren hier zum Beispiel eine Straße in Karlsfeld, bei der nicht einfach nur etwas für die Läufer geklatscht wurde. Es wurde getobt! Zum Vergleichen war diese Ekstase wie die bei Hardcore-Fans, deren Fußballclub gerade ein Tor geschossen hat. In einem anderen Örtchen sorgte nicht nur ein Plakat für „Rückenwind“ sondern auch der Besitzer eines Laubbläsers, der uns Runner damit etwas unterstützen wollte. Beim Halbmarathon waren wir dann auch schon länger aus den Vororten heraus und lernten die kleinen Dörfchen mit deren umliegenden Rapsfeldern kennen. Zu diesem Zeitpunkt war auch das Wetter längst umgeschlagen und die Sonne, sowie leichter (Gegen-)Wind machten auf sich aufmerksam. Meine Pace hatte sich zu diesem Zeitpunkt auf 4:30 min/km normalisiert. Für das Ambiente kann man dankbar sein. Am Abend habe ich mir den Lauf selber nochmals in der Mediathek angesehen. In anderen Ländern wurden den Läufern ein paar Kilometer auf Firmengeländen, Parks oder einfach durch nicht ganz so schöne Stadtgebiete zugeteilt. Ab den 21 km verließ mich dann auch etwas der Flow. Die Kilometer wollten sich nicht mehr ganz so leicht einsammeln lassen. Ich wurde ungeduldiger. Mit etwas Arbeit und meiner Playlist konnte ich mich aber wieder in die Gedankenhülle hineinbegeben und mein Programm wieder abspulen. Die letzten acht K´s (Kilometer) der 34 km lagen vor mir. Langsam musste ich meiner mangelnden Disziplin zu Beginn des Rennens jedoch Tribut zollen. Ich spielte wieder „Eliud“ und lachte. Die Hormonausschüttung half um das Ziel dann zu erreichen. Super. Es war geschafft! Doch wo blieb ds Auto? Nach all der Anstrengung war es schwer sich noch zu motivieren und weiterzulaufen. Ja, man hätte auch einfach auf das Auto warten und sich einholen lassen können. Aber wenn man schon einmal so weit gekommen ist… Hilfreich war ein anderer Läufer dem es scheinbar genau so ging und sein Ausspruch „Jetzt könnte es aber schon einmal kommen.“ Das war der Funke den ich zum Weiterlaufen benötigte. Ich gab mir Mühe meinen Leidensgenossen auf meiner letzten Motivationswelle mitzunehmen, doch dieser wollte nicht mehr so richtig. Danach flitzte ein Radler und ein Motorradfahrer an mir vorbei. „Gleich ist es da!“. Mit mittlerweile 22 km/h fuhr Andreas Wellinger im Catcher-Car dann an mir vorbei. Meine Laufuhr zeigte 4:38 min/h und 36,5 gelaufene Kilometer an. Meeegaaaa! Ich war happy. Das ich so weit komme hätte ich nicht gedacht. Nun galt es nur noch einen Shuttlebus zu erreichen – und das dauerte… noch weitere 3 km. Auf diesem Weg fuhren glücklicherweise zwei Versorgungswägen vorbei. Weiter möchte oder muss ich ein Ehepaar erwähnen, das am Ende eines Ortes geparkt und die Läufer mit einem Kofferraum voller Getränke freiwillig versorgt hat. „Laufen wollen wir zwar nicht, aber zumindest wollen wir uns dann um eure Versorgung kümmern.“ Unglaublich toll. Danke dafür nochmal.

Eine dreiviertel Stunde nachdem ich gecatcht wurde, habe ich einen der letzten Shuttlebusse dann gecatcht. Weitere 30-40 Minuten später liefen wir dann in das Olympiastadion ein (der Bus machte am Stadioneingang halt). Ein paar Athleten waren noch im Stadion und haben uns begrüßt. Vielleicht lag es aber auch daran, dass um das Stadion herum die Versorgungsstelle war 😉 . Nach einem Edinger alkoholfrei -Grapefruit (schmeckt wirkich gut) machte ich mich dann daran meine Unterstützer zu finden, was recht gut und schnell gelang. Während ich mich danach für die Rückfahrt zurecht gemacht habe, waren dann auch die Ergebnisse schon da. Unter den besten 150 deutschland- und den besten 850 weltweit. Yupp, das Ego war zufrieden.
Fazit: Ein paar Verbesserungen müssen noch gemacht werden. Die Generalprobe ist jedoch geglückt. Playlist und Workout haben einen guten Job gemacht. Die Songs haben mich lange getragen und Nacken, sowie Rücken waren nicht verspannt. Vor zu gutem Wetter in Würzburg habe ich jedoch Bammel (Ja, mir ist klar, dass dies Ende Mai sehr wahrscheinlich ist). Letzten Endes war es ein super Tag, der natürlich durch das Ergebnis ein Happy End hatte, jedoch auch und vor allem durch die TeilnehmerInnen inspirierte. Damit sind die angetretenen Rollstuhlfahrer und u. a. die als erste einkassierte Läuferin gemeint. Diese ist aus ihrem Rollstuhl aufgestanden und konnte ein paar Meter ohne Hilfe zurücklegen. Wahnsinn. Das sind die Helden dieses Rennens und auch die Personen für die man unter anderem eben auch antritt. Ich hoffe, dass mir diese Bilder in Würzburg helfen werden. Gleiches wünsche ich auch euch. Bleibt am Ball. Grübelt nicht ob. Macht einfach! Haut rein und bis zum nächsten Mal.




















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