Hier und da verhilft uns der liebe Sport zu ein paar besonderen Momenten, zu besonderen Gefühlen. Ein völliges Hochgefühl, bei dem wir uns im nächsten Moment sofort bei einem verrückten Event anmelden würden oder aus dem Stand raus eine (weitere) Trainingseinheit beginnen könnten. Ein totaler Zerfall ist ebenso möglich. Die Sportschuhe werden an den Nagel gehängt. Das aktuelle Sportstudio anzusehen muss reichen. Hoch und nieder mit der Stimmungslage. In den letzten Wochen gab es einige dieser Hormonausschüttungen.
Was für mich immer zu einem neuen Projekt oder einer neuen Saison gehört, ist der Gang zum „Runners Shop“ in Augsburg (ich habe schon einmal davon berichtet). Auch diesmal wollte ich mich mit neuen Schuhen ausrüsten, da meine aktuellen nun ziemlich plattgelaufen sind. Dies hat mir stets einen tollen Motivationskick gegeben. Erblieb diesmal jedoch aus. Aus altersbedingten Gründen schließt der Shopinhaber. Ich war in den finalen Tagen/Wochen des Shops da. Schuhe? Bereits ausverkauft. Für mich starb in diesem Augenblick eine Tradition, eine schöne Stunde in der man mit einem anderen Läufer ohne Kräftemessen fachsimpeln und ein paar Laufschlappen testen konnte. Seit nun zehn Jahren war das so. Ich habe mich noch mit den letzten Laufartikeln ausgestattet und mir einen Nachfolger empfehlen lassen. Es gab dann noch ein freundliches Händeschütteln, Lächeln und „Mach´s gut!“. Beim Hinausgehen und beim Hinutersteigen der einzigen Treppen zerbarst dann für ein paar Sekunden meine Welt. Wäre es eine Netflix-Serie wäre mir noch schwindelig geworden. Aber was soll man machen. Der gute Mann hat sich seinen Ruhestand rätlich verdient. Der Blick muss nach vorne. Richtung „Absolute Run“, zum neuen Fachgeschäft, welches mir empfohlen wurde. Das Gefühl war hier schon anders. Fremd. Neu. Mehr Business als Leidenschaft. Dafür jedoch technisch sehr gut und professionell ausgestattet. Beim Absolute Run wurde erst einmal ein 3D-Bild meiner Füße aufgenommen und dann überlegt, welche Fußbekleidung das Richtige sein könnte. Wir, die Verkäuferin und ich, wurden dann fündig. Die „Ghost 2 Max“ von Brooks nenne ich nun mein Eigen. Diese haben ein neues unbekanntes Gefühl an meinen Füßen ausgelöst. Mit der neuen Technik, die nun die meisten Hersteller nutzen, fühlt es sich an, als ob man auf Sprungfedern läuft. Mit einem lachenden Auge verließ ich den Laden und freute mich auf die nächste Laufeinheit. Vom anderen Auge musste ich aber noch die Tränen von meinem Traditions-Verlust wegwischen.
Kommen wir zur Inspiration die der Sport auslösen kann. Davon bekomme ich immer viel beim EOFT (European Outdoor Film Tour). Dort werden in Kinos oder Hallen Kurzfilme von extremen Sportprojekten oder Abenteuerausflügen gezeigt. Danach fühle ich mich zum einen sehr klein. Was ich bis jetzt gemacht habe? Peanuts gegen die Performance der Akteure. Zum anderen sitzt aber auch ein Männlein auf meiner Schulter oder vielleicht eher im Bauch, dass mir zuflüstert: „Denk nicht so klein. Keine Panik. Trau dich, was extremes zu wagen! Nur zu!“ Schaut euch unbedingt mal so eine Tour an. Sie ist es wert. Auf dieser Tour wurde z. B. eine Doku über einen Blinden gedreht, der klettert. Ja, klettern. Nicht festgeleint und hochgezogen. Klettern. Wie Leute die etwas sehen können. Und natürlich klettert er nicht in einer Boulderhalle. Neiiiiin. Extrem! Auf richtigen Gebirgen, die jeder Ungeübte nicht einmal 3 m hochkommen würde. Er sieht durch hören und fühlen. Sein Statement: „Zu 90% trete ich richtig auf, aber wenn ich nach dem perfekten Tritt suche, wird es ineffizient.“ Mein Fazit: Nicht so viel denken, einfach mal machen. Oder es gab noch eine Familie. Zwei ca. 40-Jährige die mit ihrem Vater einen Berg in Pakistan per Freeclimbing erklimmen wollten, was bisher nur die Huber-Brüder geschafft haben. Spannend war der Vater. Er war zum Dreh 71 Jahre alt. Diese Power und dieses Feuer, die seine Augen ausstrahlten. Zum Alltag gehört ein morgentliches Ping-Pong-Spiel gefolgt von Klimmzügen am Türrahmen. Er betreibt auch ansonsten Klettersport. Mit 71 Jahren. Ich gebe alles dafür später auch noch so eine Power zu haben. Zum Schluss möchte ich noch eine Mountainbikerin erwähnen, die auch schon an mehreren Weltmeisterschaften teilgenommen hat. Diese hat den Mut der Sucht sich zu messen abzusagen und fährt nun einfach in der Welt herum. Auf Abschnitten und mit Menschen mit denen ihr der Sport Spaß macht. Es gäbe noch sehr viel mehr von diesen Stellen, bei denen man zum Reflektieren kommt. Aber wie gesagt: Seht es euch selber mal an.
Eines ist auf jeden Fall klar. Mit Sport wird es nicht langweilig. Er inspiriert und motiviert. Und je krasser die Dämpfer sind, desto größer ist das Hochgefühl, wenn man diese überwunden hat. Habt also viel Spaß bei der nächsten Einheit. Time 2 Play!
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