Nun ist er schon wieder über eine Woche her mein Marathon. Höchste Zeit zum Schreiben.
Die Anreise nach Hockenheim verlief ganz gut. Leider hatte das Dörfchen außer Pizzalieferdienste keine wirklichen Italiener, weshalb die Pasta-Party zum Kohlenhydratesammeln entfallen ist. Doch Not macht erfinderisch. In einem urdeutschen Restaurant gab es dann eben schwäbische Pasta – Kässpatzen! In der Früh, am nächsten Tag, ging es dann zur ehemaligen F1-Rennstrecke. Bis kurz vor Schluss hätte man meinen können, dass man sich auf dem Weg zu einem Baggersee befindet. Doch dann wichen die Bäumen dem Asphalt und den Tribünen. Da ich noch keine Startnummer hatte, war ich auch extra früh dran. Den „Stress“ und die Morgenkälte hätte ich mir sparen können. Das Teilnehmerfeld war an sich schon klein, die Anzahl an Frühaufstehern war jedoch fast mit den Händen zählbar. Nach einer Minute war alles erledigt. Dafür lief der Rest beschaulich. In Ruhe mit allen anderen in einer Art Mini-Messehalle umziehen, sich die Strecke ansehen, Fotos knipsen und warten. Der Startpunkt befand sich mitten auf der Strecke, was bedeutete dass man sich gleich noch etwas warmlaufen konnte. Und dann wurden aus vier Monaten Vorbereitung nur noch fünf Minuten vor dem Rennen. Ich war tatsächlich etwas nervös, denn schließlich war der Marathon in Regensburg alles andere als rumreich. Die letzten Wochen davor haben mir auch nicht sonderlich Mut gemacht. Aus einer Pace von 4:3x min/km wurden bestenfalls 4:48 min/km. Ehrgeizig, aus der Zuversicht von einer einzigen Einheit mit gutem Geühl fünf Wochen vor dem Lauf, nahm ich mir eine Kilometerzeit zwischen 4:45 min bis 4:47 min pro vor. „Vielleicht schaffe ich zumindest eine Zeit von 3:22 h.“, habe ich mir gedacht. Bis zum Abend davor habe ich mit meiner Renntaktik gerungen. Das hatte ich noch nie. Die Zeit zum Grübeln war nun aber vorbei, denn der Startschuss nahte und zum Glück lenkten mich meine „Fans“ am Start ab. Mit denen hatte ich an dieser Stelle noch nicht gerechnet. Nun volle Konzentration.
Startschuss! *Peng!* Dieser Start war neu, denn es war ein sogenannter „Running Start“. Dabei stehen alle Läufer hintereinander und werden alle fünf Sekunden separat losgeschickt. Das war eigentlich ganz cool, denn man ist viel schneller und lässiger im Rennen drin, da man sich nicht aus dem Pulk an Mitläufern befreien muss. Die neuen Schuhe fühlten sich gut an. Die gewählte Laufkleidung war wärmetechnisch genau richtig und der MP3-Player funktionierte diesmal wieder. Ich fühlte mich gut – wie jeder Marathoni auf den ersten km. „Halte dich zurück und mach jetzt keinen Schmarrn! Nicht überpacen (zu schnell laufen). „, habe ich mich gescholten. Meinem Vorhaben (4:46 min/km) wurde ich bisher gerecht. Und noch besser, es fühlte sich so an, als ob ich mich zurückhalten muss. Doch dieses Gefühl ist ebenfalls sehr gefährlich und trügerisch. Und da passierte es. Bereits nach Fünf Kilometern wurde ich schneller (4:42 min bis 4:45 min pro km), da ich tolle Mitläufer gefunden habe die mich mitzogen. Es fühlte sich gut an. „Das passt. Aber nicht noch mehr. Gib Obacht!“ Gleichzeitig durchfloss mich eine ordentlich Euphoriewelle. Ihren Höhepunkt nahme sie auf dem siebten Kilometer. Britney Spears feurte mich durch den MP3-Player mit „Work Bitch“ an und es begann ordentlich zu Graupeln. Ich liebe dieses Sch***-Wetter beim Laufen. Da komme ich am besten in den Tunnel rein. Mein Grinsen war dem des Jokers würdig. Meine positiven Gedanken vertrieben dann die Schlechtwetter-Wolken bereits nach einem Kilometer. Naja, schön war´s. Ich blieb im Flow. Auf jeder Runde (4,4 km) wurde mir mindestens einmal zugejubelt und es gab ein Becherchen Wasser. Alle 10 km noch ein Hydrogel hinterher. Alles wie geplant. Nach 18 km war der Stand, dass ich bereits ein paar mal unter 4:40 min/km gelaufen bin. Doch Ermüdung zeigte sich nicht. – Habe ich schon erwähnt, dass es gut lief? – Das einzige Problemchen was ich bis dato hatte waren die Halbmarathonis, die eine halbe Stunde nach uns starteten. Dadurch musste ich hier und da ein paar Umwege zum Überholen in Kauf nehmen. Halbzeit! Beim Reinhören in meinen Körper versprach dieser mir vollste Unterstützung. Wie meine Mitreisenden. Ich beschloss daher einen Kompriss. Die 4:42 min/km waren jetzt für mich als Tempo ok. Die lief ich zwar bis dahin auch schon immer wieder, aber nun war es ok mich treiben zu lassen. Der neue Plan: Auf den letzten 10 km nochmal anziehen und auf alles oder nichts setzen. Und siehe da. Es „lief weiter wie geschmiert“. Der Kilometer 32 war erreicht und ich suchte nach dem Mann mit dem Hammer. „Wo bleibt er nur?“, ging es mir durch den Kopf. Es gelang mir zwei Kilometer anzuziehen und 4:37 min/km zu laufen. Und dann war es soweit. Der Mann mit dem Hammer linste um die Ecke und gab mir einen Gehfehler. Diesmal saß ich jedoch am längeren Hebel und ignorierte ihn. Für zwei, drei Kilometer zerrte er noch etwas an meiner Schulter, doch das war es dann auch. Bei dem ein oder anderen Streckenabschnitt sah ich auf meiner Laufuhr, dass ich 4:50 min/km schnell war, konnte jedoch gleich wieder einen Gang höher schalten. Unter meiner Durchschnittspace von 4:41 min/km konnte ich aber nicht mehr laufen. Nach 42,2 km sah ich auf die Uhr und tadaaa: 3:18 h. Gewünscht habe ich mir das, hatte es aber nicht wirklich erwartet. Warum stehen aber in meiner Urkunde 3:20.38 h? Das einzige was bei diesem Lauf nicht geklappt hat, war die Ideallinie zu halten und so galt es noch 700 m mehr runterzureisen. Diese genoss ich jedoch. Ein toller Zielsprint, meine Freundin, die ein paar Meter neben mir herlief und meine jubelnde Familie sind die letzten Eindrücke eines tollen Rennens.
Mit den 3:21 h – und somit Rang 34 – bin ich echt zufrieden. Mit der zweitschnellsten Zeit, die man bisher gelaufen ist, darf man das glaube ich auch. Mein Endziel, die 3:12 h zu knacken, ist definitv in Reichweite. Ich war und bin happy. Es bleiben ebenso tolle Bilder und Gefühle im Kopf, wie mein Sportgeruch in den Sitzen des Auto auf der Rückreise hängen blieb. Duschen gab es nämlich nicht. Mit dieser Vorstellung verabschiede ich mich nun von euch. Viel Spaß bei euren Winterläufen.




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