Die ersten drei Trainingswochen sind geschafft. Vor allen Einheiten, inkl. der Langen bis 30 km, steht ein zufriedenstellendes, mit Kuli geschriebenes Häkchen. Anstrengend war es dennoch. Über die jetzige Erholungswoche freue ich mich gerade schon. Der Schwung aus dem Silvesterlauf lässt langsam nach. Hier und da nehmen die „ich habe jetzt eigentlich keine Lust“-Momente zu. Was lässt sich gegen das Charma des Schweinehunds unternehmen? Mit welchem Knochen kann man ihn ködern, damit er von einem runtergeht? Für mich war es der Ausblick auf ein Rennen. Also habe ich mich für den „Wings For Life“-Lauf angemeldet. Dieser findet drei Wochen vor meinem Marathon statt. Vom Timing her optimal. So kann ich Anfang Mai meine Laufkleidung für heißes Wetter testen und die letzte nervige und zehrende lange Einheit mit etwas absolut Fantastischem verbinden. Doch was macht diesen Lauf so großartig? Hier gibt es nun eine wirklich lange Liste. Mit was soll ich beginnen?
Fangen wir klein an. Die Örtlicheit: Startpunkt ist die Olympiahalle in München. Die ersten Kilometer verlaufen daher auch durch den schönen Olympiapark. Es macht einfach Spaß da hindruchzulaufen. Zudem kann man sich auch nicht verlaufen. Ja, man läuft auf den befestigten und asphaltierten Wegen. Also wäre das auch so kein Problem. Doch selbst wenn man wollen würde. Die Strecke auf den ersten Kilometern zu verlassen ist einfach unmöglich, weil einem von beiden Seiten begeisterte Menschenmassen zujubeln. Nochmal: Das. Macht. Wirklich. Spaß. Tolles Gelände, tolle Kulisse. Doch tolle Kulissen haben auch andere Läufe.
Was spricht noch für „Wings For Life“? Das Thema bzw. die Story. 100% der Teilnahmegebühr wird der Gesundheitsforschung gespendet. Ziel soll es sein Querschnittslähmung heilen zu können. Dieses Anliegen erkennt man auch, wenn man einen genaueren Blick auf das Logo wirft und sich den Namen des Laufs nochmals durch den Kopf gehen lässt. Zusätzlich dazu können die Läufer für die Forschung Spenden sammeln (weitere Infos). Mein Spendenzugang dafür gibt es – HIER – .
Weiter geht´s mit Grund Nummer drei, weshalb das Race spitze ist. Es ist der einzigartige Laufmodus bzw. das Konzept. Was ich damit meine erkläre ich sofort. Theoretisch kann man unendich lange laufen. Wenn man schneller als ein Auto ist. Jetzt denkt ihr vielleicht: „Waaaas? Wie soll das denn gehen? So ein Quatsch!“ Ich drücke mich genauer aus. Man steht am Startplatz, der Startschuss ertönt und man läuft. Wie immer. Nach einer halben Stunde fährt vom Startplatz dann allerdings ein Auto los, das sogenannte „Catcher-Car“. Dieses wird in der Regel von einem Sportpromi (z. B. Rennrodler Felix Loch) gefahren. Nicht volle Pulle, sondern mit einer Geschwindigkeit von 14-15 km/h. Jede Stunde nimmt die Geschwindigkeit ein klein wenig zu. Wird man irgendwann von diesem Auto überholt, ist das Rennen für einen vorbei. Je nach eigenem Tempo läuft man also zwischen einem Kilometer bis zu knappen 70 km, was zuletzt die Siegesdistanzen bei den Männern waren. Die Frauen haben ungefähr eine wahnsinnige Marathonstrecke absolviert. Dieses Konzept ist einzigartig. Genauso wie das Gefühl, wenn man nach gewisser Zeit hinter sich blickt und von Weitem das Catcher-Car erblickt. Dieser Moment verschafft einem selber nochmal ein paar PS mehr. Hat man es dann kurz hinter sich, wird teilweise noch ein Schlusssprint eingebaut. Und dann ist es vorbei. Man klatscht sich mit dem Fahrer ab und ist echt happy. Auf der ganzen Strecke sind Shuttles verteilt, welche einen dann wieder zurück in den Olympiapark fahren. Hier hatte ich einen meiner besten Laufmomente. Bei meiner ersten Teilnahme (26,2 km) wurden wir direkt in das Olympiastadion gefahren. Zu dieser Zeit warteten schon genug andere Teilnehmer und Zuschauer auf den Rängen. Der frenetische Beifall als wir aus dem Bus stiegen war unglaublich. Ich fühlte mich wie ein Sportstar. Richtig richtig toller Augenblick.
Kommen wir zum letzten Punkt der für dieses Rennen spricht. Die Teilnehmer(zahl). Jährlich nehmen weit mehr als 100.000 LäuferInnen teil. Mit dabei sind auch Menschen, die im Rollstuhl fahren, auf Krücken gehen oder auf andere Weise gehbehindert sind. Diese tragen aber meist mit Abstand das größte Feuer in den Augen mit sich. In einem Jahr gewann sogar ein Rollstuhlfahrer das Rennen. Wow! Sehr respektabel ist aber eben auch die Zahl. Als größtes Laufevent gilt es dennoch nicht. Es wird nämlich ein wenig gemogelt. Die 100.000 – 160.000 starten nämlich nicht alle in München, sondern weltweit. Dennoch bleibt es cool. Egal ob in Österreich, Polen oder den Niederlanden. Egal ob in Japan, Brasilien oder den USA. Es gibt zahlreiche Locations wo dieses Rennen stattfindet. Und zwar zeitgleich! Nicht alle um 10 Uhr Ortszeit, sondern ganz genau zeitgleich! So startet man mittags in München, während es in Australien schon abends oder in Amerika noch dunkler morgen ist. Absoluter Wahnsinn. Dieses Spaktakel wird übrigens auch häufig life auf Servus-TV übertragen. Wer sich das also nicht vor Ort ansehen kann … Ich freue mich mega auf dieses Event. Auch aufgrund meiner Erinnerungen die ich bei den bisherigen drei Teilnahmen sammeln durfte. Eine davon war z. B. dass die Strecke 2016 an Kuh- und Schafsweiden vorbeiführte. Die Tiere sind etwas erschrocken oder sollen wir sagen wurden motiviert. Kühe und Schafe nahmen nämlich Reisaus und flüchteten von der Heide. Links neben mir rannte so ein älterer Herr während ich rechts von meiner eine Kuh willkommen heißen durfte, die uns ein paar Kilometer lang begleitete. Gleiches Spektakel konnten LäuferInnen hunderte Meter weiter ebenso beobachten. Im Folgejahr wurde die Rennstrecke daher leicht angepasst ;-).
Mein Ziel ist es, meine Trainingsstrecke (35 km) zu erreichen, was für dieses Rennen meine weiteste Strecke wäre (beim „Wings For Life“ frägt man ja angesichts des Konzepts nach den Kilometern und nicht nach der Zeit). Bisher liegt mein Maximum bei 33,46 km, was mir damals weltweit Rang 1507 von 120.054 einbrachte. Mal sehen, wie es dieses Jahr wird. Platz gibt es noch genug. Also meldet euch an. Es ist es wert! Eine wahnsinns Erfahrung. Wer noch einen wirtschaftlichen oder Konsumgrund braucht: Das im Startgeld (bis 1. März 49 €) mitinbegriffene Laufshirt ist von „adidas“. Ich hoffe, ich konnte euch inspirieren. Wenn nicht für den Lauf, dann zumindest für eure nächste Sporteinheit für die ihr mit eurem eigenen Schweinehund kämpfen müsst. Gebt Gas =)!




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