Irgendwann einmal einen Ultra-Marathon zu laufen schwebte mir schon lange im Kopf herum. In diesem Sommer will ich dieses Projekt nun endlich angehen. Doch ist der Ultra einfach nur ein (etwas) längerer Marathon? Einfach mehr laufen und fertig? Ich hatte davor keine Ahnung, die Challenge gefiel mir aber und gefällt mir noch immer.
Die Vorbereitung darauf scheint aber wieder – Weshalb soll es anders als beim Marathon sein? – die eigentliche Herausforderung zu sein. Unterm Strich bin ich beim Marathon mit meinem interneterstellten Trainingsplan ganz gut gefahren bzw „gelaufen“. Zielzeit und Datum eingeben. Fertig. Für einen Ultramarathon gibt es so etwas aber nicht. Niemand möchte sich hier im Netz die Hände an solchen Plänen verbrennen. Ab Distanzen die länger als 42 km sind, spielen die vorherige Fitness, das Alter, die Lauferfahrung, die Ernährung und die Enddistanz eine immer größere Rolle. Man muss sich selbst ausprobieren und sehen, was für sich das Beste ist. Der Körper eines jeden ist dann halt zu unterschiedlich. „Ich will aber doch einfach nur bei einem Ultra-Event mitmachen!?! X( “ Um einen Trainingsplan in meinen Händen halten zu können, musste ich ziemlich recherchieren. Erfahrungsberichte gibt es genug. Hier und da gibt es auch Pläne, die jedoch mit der Herzfrequenz und nicht, wie für mich gewohnt, mit Pace arbeiten. Das ist natürlich die sehr viel professionellere und gesündere Variante, jedoch fehlt mir dafür ebenfalls die Erfahrung und noch zähle ich mich zum Team „ungezügelte Jugend“ (zumindest beim Laufen). Die passende Distanz war zudem auch nicht dabei, genauso wenig wie eine ungefähre Zielzeit. Nach vielen Clicks habe ich dann endlich mal eine Seite gefunden, die nicht nur Phrasen drescht und zwei Standard-Absätze mit Laufgrundsätzen auf das digitale Papier bringt, sondern die jede einzelne Trainingswoche und -zyklen auch erklärt. Aber nicht nur die sportlichen Gesichtspunkte wurden hier ins Licht gestellt, sondern auch das Drumherum. Mein Training umfasst nun zwischen sieben bis neuneinhalb Stunden. Die dazugehörigen Workouts, das Dehnen sowie die Vor- und Nachbereitung sind da noch nicht eingerechnet. Das Training nimmt also sehr viel Zeit in Anspruch. Es war schön zu lesen, dass es auch voll ok ist eine Einheit mal zu streichen. Neben dem Laufen gibt es ja auch Partnerin, Familie und Freunde, die ebenfalls wichtig sind. Als Ausrede sollten diese aber auch nicht gelten. Ich komme bei meiner anstrengensten Woche auf ca 110 km. Das ist jetzt auch nicht wenig, jedoch gibt es ja Ultras die 160 km aufwärts lang sind. Laut Plan bedeutet das, dass dies Ultra-Distanz plus ca 20 km maximal in der heftigsten Woche gelaufen werden sollen. Kein Problem, man muss ja nicht arbeiten. Und genau an solchen Stellen ist dieses „Weniger ist auch ok“ wirklich wohltuend.
Als ich dann tatsächlich einen richtigen Plan mit Zeiten und meiner Laufdistanz gefunden hatte, hab ich aus diesem Plan, gepaart mit den Maximen und Ratschlägen der anderen Seite meinen mir eigenen Trainingsplan zusammengebaut. Fünf Einheiten pro Woche mit mindestens zwei Workouts. Viel? Laut diesen Seiten geht noch mehr! Ungewohnt ist hier, dass an den Wochenende zwei Einheiten mit ca. 23 km bis 30 km zu laufen sind. Beim Marathontraining ist die Wochenendeinheit sehr viel länger. Da muss man die Zähne deutlich mehr zusammenbeißen. Nachdem ich diese Zeilen aber nun in der fünften Woche schreibe kann ich dem Konzept immer mehr glauben schenken. Warum? Die langen Trainingswochen beim Marathon haben einen Gesamtumfang von ca. 80 km (zumindest bei mir). Diesen Umfang habe ich jedoch schon in der dritten Woche meines Ultra-Trainingsplans geknackt. Und das merkt man mit der Zeit ordentlich in den Füßen. Da sind 2 x 25 km am Wochenende auch nicht wenig. Schön ist es aber schon, wenn etwas früher als beim Marathontraining Schluss ist ;-). Mit dem Stubai Ultra laufe ich nun keine unmögliche Königstour, jedoch merke ich an einigen Stellen einen Unterschied zu meinen bisherigen Läufen. Genau das habe ich mir u. a. ja von diesem Projekt erhofft. Ob nun am D-Day alles nach Plan läuft bleibt abzuwarten. Hoffentlich, denn das Training in den Alltag unterzubringen ist nicht leicht. Dies ist die einzige Stelle, bei der es mir bei weiteren Wunschprojekten auf meiner Bucket-List schon graut.
Mit solch bedrohlichen oder ängstlichen Worten soll dieser Beitrag nun aber nicht abgeschlossen werden. Dieser Trainingsumfang zwang mich nämlich endlich wieder neue Wege auszuprobieren. Zum Glück, denn was ich bisher gefunden habe war wirklich schön. Neue Waldtrails, Auf und Abs auf Feldwegen und auch ein paar Kilometer auf Bergen konnte ich so bereits im inneren Auge sammeln. Ab und zu nahm ich mir auch die Zeit an besonders schönen Stellen Fotos zu machen. Denn das alles soll ja auch Spaß machen. Landschaft genießen. Froh über die Bewegung sein. Schön also ein Event vor der Nase zu haben, bei dem hinter der Zeit ein großes Fragezeichen steht. Ich zumindest kann so lockerer an die Sache herangehen. Mit den Rehen, Eichhörnchen und Schmetterlingen, die ich beim Training alles gesehen habe möchte ich mich nun verabschieden. Ich wünsche Euch, das ihr in den nächsten Einheiten selbst zu schönen Bildern kommt. Frohes Laufen!
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